Hypercube liefern mit „The Force for Good“ eine kammermusikalische Wuchtbrumme zwischen strukturiertem Lärm und jazziger Präzision.  

Wenn sich vier Klangakrobatinnen aus New York zusammentun, um einen minimalistischen Dauerlauf und ein Coltrane-inspiriertes Klangpuzzle auf eine EP zu pressen, dann knistert’s. „The Force for Good“, das Debüt von Hypercube, ist so präzise wie eine Schweizer Uhr – nur lauter, holziger und gelegentlich komplett außer Rand und Band.  

Louis Andriessens „Hout“ stammt zwar aus dem Jahr 1991, klingt hier aber alles andere als alt. Hypercube zünden ein dichtes Feuerwerk aus verschachtelten Sechzehntelketten, die so eng verzahnt sind, dass einem schwindelig wird – aber im guten Sinne. Kein Wunder, dass dieses Stück seit ihrer Gründung 2014 ein Dauerbrenner im Repertoire des Ensembles ist.  

Den Kontrapunkt dazu bildet Michael Fidays „The Force for Good“ – ein energetischer Kommentar zum Weltgeschehen des Jahres 2020, inklusive harmonischer Voltenfahrt à la Coltrane. Hier zeigt sich, dass Free Jazz und Neue Musik keine Gegensätze sind, sondern sich bestens die Bälle zuspielen können. Die vier Musikerinnen tänzeln gekonnt durch komplexe Taktarten, lassen Raum für Kontraste und arbeiten sich dennoch nie am Chaos ab.  

Trotz aller Experimentierfreude ist dieses Album kein elitäres Kopfkino. Es ist ein durchdachtes, emotional aufgeladenes Statement, das zwischen Struktur und Freiheit balanciert. Manchmal wird’s wild, manchmal meditativ – aber immer hochpräzise und mit spürbarer Leidenschaft vorgetragen.  

Mit nur zwei Tracks und 28 Minuten Spielzeit ist das Album zwar kurz, aber keineswegs belanglos. Im Gegenteil: Hier wird verdichtet, was andere auf doppelter Albumlänge nicht hinkriegen.  

Bewertung: 7.5/10 – ambitioniert, anspruchsvoll, aber nicht für jeden Moment geeignet. Am besten auf Kopfhörer genießen.

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