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Artist: Coalescent Quartet

Album: The Wall Between Us (Is Where We Meet)

Label: Neuma Records

VÖ: 18.04.2025

Vier Saxofonstimmen, fünf Komponist:innen und ein Debüt, das Dissonanz nicht scheut – Coalescent Quartet feiern die Kunst der Verschiedenheit.


Wer beim Begriff Saxofonquartett sofort an Jazzclubs oder klassisch geschulte Homogenität denkt, wird von The Wall Between Us (Is Where We Meet) freundlich, aber bestimmt aus dem Konzept geblasen. Das Coalescent Quartet – Nathan Bogert, Michael Shults, Nick Zoulek und Drew Whiting – hat sich nicht wegen gemeinsamer Studienzeiten oder Lieblingsstücke zusammengefunden, sondern wegen ihrer Unterschiede. Und genau diese Reibung macht den Reiz ihres Debüts aus.

Die Stücke auf dem Album, allesamt jüngere Kompositionen für vier Saxofone, verlangen viel von ihren Interpret:innen – und sie geben alles. Zack Brownings Unrelenting Universe eröffnet den Reigen mit der Energie eines astrologischen Vulkanausbruchs, inklusive Groove-Akrobatik und Richtungswechsel im Sekundentakt. Danach serviert Evan Williams eine siebengeteilte Tour de Force, die zwischen Ligeti-Nebel, minimalistischen Patterns und emotionaler Tiefe changiert, ohne dabei je ins Prätentiöse abzudriften.

Mit Distance Can’t Keep Us Two Apart von Chen Yi zeigt das Quartett seine lyrische Seite. Hier wird nicht muskulös gepresst, sondern feinfühlig phrasiert – musikalische Nähe trotz titelgebender Distanz. Es folgt Martin Bresnicks Mending Time, inspiriert von Robert Frosts berühmtem Gedicht über Mauern, die Menschen trennen – oder vielleicht doch verbinden? Passenderweise trägt das titelgebende Stück den Untertitel Is Where We Meet und bringt das Konzept der Platte auf den Punkt: Die Grenze ist nicht das Problem, sondern der Ort des Austauschs.

Finale: Emma O’Hallorans Night Music, das mit Anspielungen auf Minimal Music und Miami Sound Machine (!) die Tür zum Absurden einen Spalt breit öffnet. Microtonale Spielereien und atmende Saxofone inklusive – hier darf's auch mal schräg und schimmernd sein.

Das Album ist kein leicht konsumierbares Saxophon-Smoothie, sondern eher ein dekonstruktiver Klangsalat mit Tiefgang, Humor und ordentlich Eigensinn. Die vier Musiker agieren dabei stets auf Augenhöhe – jeder bringt seine Stimme ein, keiner drängt sich auf. Das ist Kammermusik für Menschen, die sich nicht vor offenen Strukturen und klanglicher Vielfalt fürchten.

Tourtermine fehlen derzeit leider – aber wer weiß: Vielleicht wächst an dieser Wand bald mehr als nur Moos.

Bewertung: 7.5 von 10 – mutig, experimentierfreudig, manchmal etwas verkopft, aber definitiv hörenswert.  

7.5/10
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