„Paid In Memories“ ist bittersüß, stimmgewaltig und emotional entwaffnend – Jessie Reyez bleibt sich treu und erfindet sich doch ein Stück weit neu.

Jessie Reyez hat’s wieder getan – und zwar auf ihre ganz eigene, unerschrockene Weise. Mit Paid In Memories, ihrem dritten Studioalbum, liefert sie ein zutiefst persönliches, kantig-produziertes und stimmlich bewegendes Werk ab, das Genregrenzen höchstens als grobe Orientierung betrachtet. Ob R&B, Soul, Pop oder Rap – die kanadische Künstlerin fegt mit ihrer Stimme, ihren Texten und ihrer Persönlichkeit einmal mehr durch sämtliche Schubladen und lässt dabei ordentlich Herz auf der Strecke.

Reyez’ Trademark ist längst ihr Mut zur radikalen Offenheit – das wissen wir spätestens seit Before Love Came to Kill Us oder Yessie. Auf dem neuen Longplayer zeigt sie erneut, wie man Schmerz, Zärtlichkeit und Wut so miteinander verzahnt, dass am Ende etwas entsteht, das nicht nur als Musik, sondern auch als Gefühlsventil funktioniert. Die Tracks sind voll mit Soul und Seele – darunter auch „Psilocybin & Daisies“, dessen Live-Performance bereits vorab für ordentlich Wirbel sorgte und mit einer clever eingebauten Reminiszenz an Smashing Pumpkins‘ „1979“ glänzt.

Mit dabei sind diesmal Hochkaräter wie Lil Wayne, Ari Lennox, Big Sean und Miguel – Features, die eher wie organische Ergänzungen als wie kalkulierte Streaming-Booster wirken. Die Produktion bleibt dabei hochwertig, aber nie überladen: SCUM und Warren ‘Oak’ Felder wissen offenbar ganz genau, wie viel Glanz eine Stimme wie die von Reyez wirklich braucht – nämlich nicht viel. Sie bleibt der Magnet im Mittelpunkt.

Paid In Memories ist kein Album für nebenbei. Es will zugehört, gefühlt und verarbeitet werden. Trotzdem bleibt bei aller Tiefe auch Raum für poppige Hooks und catchy Passagen – ein Balanceakt, den Jessie Reyez überraschend souverän meistert. Nicht jeder Song ist ein Volltreffer, aber das Gesamtbild überzeugt. Es ist ein Album, das sich nicht anbiedert, sondern einlädt – zum Fühlen, zum Grübeln, zum Tanzen mit Tränen in den Augen.

Live gibt's das Ganze natürlich auch bald zu erleben – und zwar hier:
- 19. Mai 2025 – Berlin, Columbia Theater  
- 21. Mai 2025 – Köln, Gloria Theater  
- 23. Mai 2025 – München, Strom  

Fazit: Zwischen introspektivem Storytelling und stimmlicher Wucht zeigt Jessie Reyez, warum sie als eine der authentischsten Stimmen ihrer Generation gilt. Keine Revolution, aber ein verdammt ehrlicher Schritt nach vorne.

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