The Cure liefern mit Mixes of a Lost World eine fesselnde Remix-Kompilation voller Überraschungen – und beweisen dabei Mut zur völligen Dekonstruktion.

The Cure machen ernst: Nicht nur mit ihrer dunklen Romantik, sondern auch mit Remix-Kultur. Mixes of a Lost World, veröffentlicht am 13. Juni 2025, ist kein bloßer Aufguss von Songs of a Lost World, sondern ein radikal neu gedachtes Paralleluniversum. Statt sich mit Standard-Techno-Edits zufriedenzugeben, hat Robert Smith 24 Künstler\:innen eingeladen, seine düsteren Visionen nach Herzenslust zu zerlegen, zu verformen und neu zu konstruieren – mit durchweg faszinierenden Ergebnissen.

Von Four Tet über Orbital bis Chino Moreno (Deftones) und Mogwai reicht das Spektrum, stilistisch von Ambient über Electronica bis hin zu Post-Rave und Cinematic Doom. Besonders der Opener „Alone (Four Tet Remix)“ verpasst dem Cure-Kosmos einen sanften, pulsierenden Herzschlag – hypnotisch, melancholisch, fast heilsam. Der „Cinematic Remix“ von Paul Oakenfold wiederum schwelgt in üppiger Emotionalität, während Mura Masa, Daniel Avery oder Trentemøller tief in den Maschinenraum steigen und das Cure-Material auf links drehen.

Die Auswahl ist dabei keineswegs willkürlich: Smith hat die Tracklist kuratiert wie ein DJ-Set für verlorene Seelen auf der Schwelle zwischen Club und Grabstein. Besonders stark ist die Deluxe Edition mit insgesamt drei CDs (oder LPs bzw. MCs), die auch alternative Versionen von The Twilight Sad, 65daysofstatic oder Ex-Easter Island Head enthält. Was zunächst wie ein nerdiges Nebenprojekt wirkt, entpuppt sich als kleines Meisterwerk – getragen von musikalischer Offenheit und dem Willen, die eigenen Songs wirklich aus der Hand zu geben.

Dass sämtliche Tantiemen an War Child UK gehen, ist das Sahnehäubchen auf einer Veröffentlichung, die mehr ist als nur ein Fan-Service. Mixes of a Lost World funktioniert sowohl als Hommage an die Clubkultur als auch als melancholischer Soundtrack für eine Welt im Umbruch. Selten klang Verlust so tanzbar. Oder Tanz so verloren.

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