Mit „Andrew!!!“ setzt Andrew Hill 1964 ein letztes, wild funkelndes Ausrufezeichen hinter seine erste Blue-Note-Schaffensphase.

Was macht ein musikalisches Genie, wenn es gerade auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft ist? Es schreibt, spielt und produziert in atemberaubendem Tempo – und bringt gleich fünf Alben innerhalb von acht Monaten auf den Markt. Andrew Hill hat das getan. Und „Andrew!!!“, das fünfte im Bunde, klingt wie ein vielstimmiger Schlusspunkt, der eher ein Aufbruch als ein Abschied ist.

Hill lässt hier nichts anbrennen: Vom ersten Ton an spürt man seine Lust, mit Formen zu spielen, sie aufzulösen und wieder neu zusammenzusetzen. Die Arrangements wirken strukturell durchdacht, aber nicht überkonstruiert. Alles fließt, taumelt, stolpert mit Absicht – wie eine absurde Choreografie aus Dissonanzen, hypnotischen Figuren und verschachtelten Rhythmen. Und doch wirkt das Ganze nie beliebig, sondern durchzogen von einem inneren Puls, der die Musik am Leben hält.

„Andrew!!!“ ist ein Album, das den Hörer fordert, aber auch belohnt. Die Besetzung – hier ein Sextett – ist auf den Punkt: Jede Stimme hat Raum, jeder Ton sitzt, selbst wenn er gegen den Strich gebürstet ist. Besonders faszinierend ist Hills Fähigkeit, selbst in scheinbar freier Harmonik eine emotionale Tiefe zu erzeugen, die nicht ins Pathos abdriftet. Stattdessen: Spannung, Staunen, gelegentlich ein verschmitztes Grinsen.

Die neue Blue Note Tone Poet Edition verleiht dem Ganzen zusätzlichen Glanz: Kevin Grays Remastering von den Originalbändern lässt das Klavier singen, ohne die Schärfe der Bläser oder die Nuancen im Zusammenspiel zu glätten. Wer die originale Pressung kennt, wird hier vielleicht zum Tone-Poet-Bekehrten.

Fazit: „Andrew!!!“ ist kein zugänglicher Jazz-Snack für zwischendurch, sondern ein dekonstruktives Festmahl. Aber wer sich darauf einlässt, wird mit einem der mutigsten Statements des Post-Bop belohnt – mit Ausrufezeichen!

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